
Telefoninterview mit Dr. Bettina Schaar über die richtigen Joggingschuhe
Wer Laufen oder Walken möchte macht sich anfänglich wenig Gedanken über die Ausrüstung. T-Shirts, leichte Sporthose und ein paar Schuhe an und los geht’s! Doch nach den ersten Blasen an den Füßen und schmerzenden Knien wird klar: das richtige Schuhwerk muss her!
moveguard: Auf was sollte der gesundheitsorientierte Läufer oder Walker bei der Wahl der Sportschuhe achten?
Dr. Bettina Schaar: Als erstes ist es ganz wichtig, dass der Schuh zur gewählten Sportart passt. Läufer, Jogger oder Walker sollten sich in der Abteilung der Jogging- oder Walkingschuhe bedienen. Sportschuhe, die auch gerne als Modeaccessoire getragen werden oder als „Retro-Modelle“ in den Geschäften stehen, eigenen sich nicht zum Trainieren.
moveguard: Welche wesentlichen Unterschiede bestehen zwischen Lauf-/Joggingschuhen und Walking-/Nordic-Walking-Schuhen?
Dr. Bettina Schaar: Der Unterschied liegt größtenteils im Aufbau der Schuhe, deren Stabilität und den verwendeten Materialien. Ein Jogging-/Running-Schuh ist flexibler in der Konstruktion, um die Laufbewegung mit seiner Flugphase beweglich durchführen zu können. Beim Walking bzw. Nordic Walking bleibt immer ein Fuß am Boden. Daher hat der Schuh eine höhere Stabilität – das gilt für die Sohle und auch die Stützfunktionalitäten.
moveguard: Wie erkennt man den richtigen Schuh?
Dr. Bettina Schaar: Es gibt jede Menge unterschiedliche Lauf-/Running-/Jogging- und Walkingschuhe. Es gibt Schuhe, die stabiler und bodennah sind. Diese sind kompakt und haben eine stabile Dämpfung. Ein flexiblerer Schuh ist etwas weicher und bodenferner und verfügt über eine höhere Dämpfungseigenschaft. Wichtig ist, dass die Schuhe eine gute Dämpfung aufweisen und trotzdem stabil sind, um die Gelenke zu schonen.
moveguard: Es gibt auch Schuhe, die innen und/oder außen gestützt sind. Sind diese sinnvoll?
Bettina Schaar: Es kommt drauf an, ob der Fuß beim Aufkommen mehr nach innen oder nach außen gedreht wird. Hier gibt es Schuhe, die innen oder außen den Fuß stützen. Wer sich unsicher ist, sollte sich in einem Sportfachgeschäft mit Laufband- und/oder Videoanalyse beraten lassen. Sollte eine Fußfehlstellung vorhanden sein, ist es ratsam einen „Neutralschuh“ ohne Stützfunktion zu kaufen und sich Sporteinlagen für den Schuh durch einen orthopädischen Fachbetrieb anpassen zu lassen.
moveguard: Woher weiß ich, welcher Typ Schuh zu mir passt?
Dr. Bettina Schaar: Beim Kauf eines Lauf- oder Walkingschuhs ist das Anprobieren mit gleichzeitigen Ausprobieren ganz wichtig. Gute Sportfachgeschäfte verfügen mittlerweile über Laufbänder oder gar Laufstrecken, auf denen mittels Videoaufzeichnung der Laufstil mit dem gewählten Schuh analysiert werden kann. Auch gibt es noch andere biomechanische Systeme in Fachgeschäften, die bei der Auswahl unterstützen. Lass dich kompetent im Fachgeschäft beraten.
moveguard: Welchen Rat haben Sie noch zum Thema Schuhwerk?
Dr. Bettina Schaar: Wer öfters trainiert, sollte durchaus darüber nachdenken, einen bodennahen Schuh und einen etwas höheren Schuh anzuschaffen. Die Schuhe können dann abwechselnd getragen werden. Das führt zu unterschiedlichen Belastungen in den Füßen und Gelenken und trainiert diese daher unterschiedlich. Dadurch beugt man Überlastungsschäden vor. Ganz wichtig: Frauen mit Übergrößen sollten versuchen, einen Damenschuh in ihrer Größe zu finden. Denn dieser Schuh ist im Fersenbereich enger und nicht so hoch geschnitten wie ein Herrenschuh. Somit passen diese besser und der Tragekomfort ist höher.
Wir wünschen viel Spaß beim Laufen!
Dr. Bettina Schar, Universität der Bundeswehr, Department Sportwissenschaft, ist Experte u.a. in den Bereichen Gesundheitssport und Trainingswissenschaft.